Zur Geschichte des Josephskreuzes
Bereits im 18. Jahrhundert konnte man auf dem Großen Auerberg (579 m) einen herrlichen Blick über den Südharz genießen. Ein erster einfacher Aussichtsturm mit Backsteingefachen und vier Aussichtsluken trotzte dort den Naturgewalten und lud zum Aufstieg ein. Nachdem dieser 1768 wegen Baufälligkeit zum Einsturz gebracht wurde, wollte man einen adäquaten Ersatz schaffen. In dieser Zeit entstanden an vielen Orten hölzerne Aussichtstürme. Als 1829 Herzog Alexius von Anhalt auf der heutigen Viktorshöhe einen Balkenturm errichten ließ, wurde auch in Stolberg der Wunsch nach einem neuen Aussichtsturm laut. Auf Veranlassung des Grafen sollte eine neue Aussichtsplattform von besonderer Schönheit und Größe auf dem Auerberg entstehen. Dazu setzte er sich mit dem berühmten Baumeister des Klassizismus, Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) in Verbindung. Er studierte in Berlin an der neugegründeten Akademie Architektur. Sein individueller Stil spiegelt sich in der Neuen Wache oder dem Alten Museum in Berlin wider. Der weithin sichtbare Aussichtsturm wurde im neugotischen Stil in Form eines hölzernen Doppelkreuzes auf dem Berggipfel errichtet. Das hölzerne Doppelkreuz wurde aus 365 Eichenstämmen vom Stolberger Zimmermann Schatz errichtet. Am 24. September 1833 fand das Richtfest statt, knapp ein Jahr später, am 21. Juni 1834, dem Geburtstag des regierenden Grafen, wurde der Aussichtsturm eingeweiht. 1851 mussten die Kreuzarme und einzelne Balken erneuert werden.
Wie lange wird auf diesen Höh’n
Das schöne Josephskreuz noch steh’n?
Ich höre sagen; lange nicht,
da es schon lange wankt und bricht!
(Fremdenbuch, Exkursionsbuch der Vereinigten Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e.V., Dr. Rainer Slotta, 1992)
In der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1880 wurde das Bauwerk durch einen Blitzschlag zerstört. Bereits ein Jahr später plante man erneut, einen diesmal massiveren Aussichtsturm zu errichten. Der Prozess dauerte jedoch 15 Jahre, bis 1896 das heutige Josephskreuz in Anlehnung an den Entwurf von Karl Friedrich Schinkel in neuem Glanz erstrahlte. Nachdem sich der 1886 neugegründete Harzklubverein und weitere Initiativen für das Bauwerk eingesetzt hatten, konnten 1895 erste Verhandlungen mit der fürstlichen Kammer in Stolberg geführt werden. Nach dem erfolgreichen Abschluss der finanziellen Verhandlungen erfolgte bereits am 20. April 1896 die Grundsteinlegung und Wiedererrichtung durch die Dampfkessel- und Gasometerfabrik aus Braunschweig. Am 9. August 1896 wurde das Josephskreuz feierlich eingeweiht. Die massive Eisenkonstruktion ruht auf einer Betonplatte und birgt unter sich eine eiserne Schutzhalle, die ca. 400 Personen Platz bietet. Die gesamte Konstruktion wird mit 100 000 Nieten zusammengehalten und wiegt insgesamt 123 Tonnen. Im Vergleich zum Vorgängerbau, welcher 22 m hoch war, erreicht das heutige Josephskreuz eine Höhe von 38 m. Um auf die Aussichtsplattform zu gelangen, müssen 200 Stufen bewältigt werden, der einzigartige Ausblick über die Harzberge ist jedoch Lohn für alle Mühen. Eine erste Restaurierung wurde von 1987 bis 1990 durchgeführt. Im Jahr 1996 feierte man das 100jährige Bestehen des Josephskreuzes, sein Vorgängerbau stand nur 46 Jahre auf der Bergkuppe. Nach einer zweiten Restaurierung im zweiten Halbjahr 2003 wurde der größte Feind des Josephskreuzes, der Rost entfernt. Ca. 6350 Nieten mussten ersetzt und ca. 7,5 t Material und Stahlverstrebungen eingebaut und ausgetauscht werden.
2004 wurde das Josephskreuz am 15. Februar wiedereröffnet. Damit der Weg bis zum Josephskreuz nicht zu lang wird, kann man auf der “Straße der Lieder”, welche am Harzhotel Schindelbruch beginnt, wandern und an 14 Liedstationen auf Ruhebänken verweilen und schöne, bekannte Volkslieder singen.